Am späten Sonntag-Nachmittag waren die Frauen des TSV Schönaich in
Tübingen zu Gast. Bei der Zweiten Mannschaft der Gastgeberinnen sollte
das neue Handballjahr mit einem Erfolgserlebnis und bestenfalls voller
Punktausbeute begonnen werden. Vor gut gefüllter Tribüne zeichnete sich
aber ein deutlich engeres Spiel ab, als sich die Schönaicherinnen und
ihr Coach Rüdiger Probst das vorgestellt hatten. Von Beginn an wechselte
die Führung in regelmäßigen Abständen vom Heimteam zu den Gästen und
wieder zurück in die entgegengesetzte Richtung, sodass sich bis zur 25.
Minute kein klarer Favorit für den weiteren Spielverlauf
herauskristallisierte. Erstmals seit der Anfangsphase konnten die
TSV-Damen nun aber durch Melanie Russ, die nach längerer
Verletzungspause ihr Comeback gab, mit 9:8 in Führung gehen und hofften
fortan darauf, diese Führung in die Pause mitnehmen zu können. Dies
gelang jedoch nicht, da die Schönaicherinnen in den folgenden Minuten
bis zur Pause scheinbar den Faden verloren und nicht mehr treffen
konnten, dafür aber von den schnell umschaltenden Tübingerinnen geradezu
überrollt wurden. Vier Tore der Gastgeberinnen und die
12:9-Pausenführung waren die Folge, die das Gesamtbild der ersten
Halbzeit ankratzten.
Der Unzufriedenheit über die Leistung der
ersten Halbzeit entsprechend, reagierte der TSV-Coach und hoffte darauf,
durch leichte Feinjustierungen am Spielsystem in den Folgeminuten den
Ton angeben zu können und zurück ins Spiel zu finden. Insbesondere die
nun vorhandene Aggressivität in der Abwehr ebnete den TSVlerinnen den
Weg, von nun an, das Spiel an sich zu reißen. Die in kurzer Zeit
dreifach erfolgreiche Alicia Gorse und die doppelte Juliana Probst
führten den TSV zurück auf die ergebnistechnische Augenhöhe – 16:16, 41.
Minute. Konsequenterweise griff die Gästetrainerin nun zur Auszeit und
stellte ihre Mannschaft neu ein. Worte, die Wirkung zeigen sollten. Ein
Drei-Tore-Lauf der Gastgeberinnen warf die Schönaicherinnen erneut auf
16:19 zurück. Zudem sah man den TSV-Frauen nun an, dass sie mit dem
Spielverlauf haderten – ein Hadern, das aber nicht in Frust, sondern in
Trotz umschlagen sollte. Zwischen der 48. und der 56. Minute zeigten die
Schönaicherinnen ihr wahres Gesicht und liefen Tempo-Gegenstöße im
Stile einer Spitzenmannschaft. Ein 1:6-Gegenlauf war die Folge, die den
Schönaicherinnen die zwei Punkte nun unmittelbar vor Augen halten
sollte. Vier Minuten vor Schluss führten die Gäste mit 22:20 und hatten
das gefühlte Momentum auf ihrer Seite. Doch wie so oft hatte der Sport
auch an diesem Sonntag einmal wieder eine Wendung parat, mit der nicht
zwingend zu rechnen war. Die Gastgeberinnen wurden noch eimmal von ihrem
Anhang nach vorn gepeitscht und schlugen wieder zurück. Der Treffer zum
22:22 sollte der letzte an diesem Nachmittag bleiben und die
Punkteteilung in einem unterhaltsamen und facettenreichen Handballspiel
besiegeln, in dem beide Mannschaften vermutlich von sich behaupten
werden, dass sie das Spiel hätten gewinnen müssen.
Es bleibt festzuhalten, dass der TSV in den zweiten 30 Minuten einen wichtigen Punkt verloren hat, der die Schönaicherinnen im Aufstiegsrennen auf der Stelle treten lässt. Wer in der Tabelle angreifen möchte, muss sowohl im Torabschluss, als auch in manchen Abschnitten in der Defensive, mehr Konsequenz an den Tag legen. Nichtsdestotrotz ist eine Punkteteilung ein Ergebnis, das man in Fachkreisen wohl als ,,dem Spielverlauf angemessen“ bezeichnen würde, bedenkt man, dass die Schönaicherinnen zur Pause und auch eine Viertelstunde vor dem Ende mit drei Treffern im Hintertreffen gelegen waren. Lange Zeit zum Hadern über den verlorenen Punkt haben die Schönaicherinnen im Übrigen nicht. Am kommenden Sonntag steigt in Bondorf bereits das nächste Auswärtsspiel. Gut zwei Stunden vor Anpfiff des Handball-WM-Finales muss das Probst-Team dann eine Reaktion zeigen und sich der nächsten Aufgabe in der Fremde stellen.
Es spielten: Daniela Kühn, Yvonne Wichert (beide Tor), Melanie Russ (3), Sarah Mezger, Monika Ragusa (6), Alicia Gorse (3), Nathalie Krauß, Juliana Probst (7), Anna-Maria Wichert (2), Wiebke Ringels (1), Yvonne Frank