Im Hinspiel war es noch TSV-Torjäger Volkan Atalay, der den TSV in der Schlusssekunde zum Sieg warf, am vergangenen Samstag wendete sich das Blatt und der TSV verlor das Auswärtsderby in der Sommerhofenhalle, gegen die ,,BöSis“, diesmal mit einem Tor kurz vor dem Schlusspfiff. So war den Schönaichern unmittelbar nach dem Abpfiff anzumerken, dass sich die Spieler der Chance bewusst gewesen waren, die sie sich soeben knapp hatten entgehen lassen, einen großen Sprung ins Tabellenmittelfeld zu machen und mit einem Derbydoppelsieg ein dickes Ausrufezeichen zu setzen.
Ohne dem Team zu großen Druck zu machen, hatte Trainer
Karsten Zeuschner seine Mannschaft zum Abschluss des Kalenderjahres noch
einmal perfekt auf den Gegner eingestellt. Insbesondere defensiv
überzeugte der TSV über die gesamte Spielzeit und offenbarte nur in
wenigen Situationen Schwächen, sodass man sich über die volle Distanz
auf Augenhöhe mit den Tabellenzweiten aus Böblingen und Sindelfingen
bewegte. So ereignete sich in den ersten 30 Minuten zwar ein torarmes,
dadurch aber nicht minder qualitativ hochwertiges Aufeinandertreffen
zweier Mannschaften, die vor allem im Verbund gut aufeinander abgestimmt
waren. Zwar gingen die Gastgeber im ersten Spielabschnitt immer wieder
in Führung, konnten aber bis zur Halbzeitmitte nicht davonziehen und
wurden durch TSV-Treffer immer wieder egalisiert. Insbesondere Pascal
Block zeigte in den ersten 15 Minuten seine Abschlussqualitäten und
nutzte leichtere Unkonzentriertheiten auf der rechten Böblinger
Abwehrseite mit drei der ersten sechs Schönaicher Treffer. Er war es
auch, der nach der ersten Auszeit des TSV begann, die als Reaktion auf
den 9:5-Rückstand und die einzige Schwächephase der Schönaicher folgte,
den Anschluss wiederherzustellen und der kurz vor dem Halbzeitpfiff zum
11:11 ausgleichen konnte. Dieser Treffer war zugleich das vielleicht
schönste TSV-Tor der laufenden Saison, war es doch ein
höchstsehenswerter Kempa-Treffer nach Vorlage von Volkan Atalay.
So
ging es mit einem Gleichstand in die Pause eines bis dato höchst
unterhaltsamen und zugleich äußerst fairen Derbys. Ohne die Marschroute
nennenswert zu ändern ging der TSV auch Halbzeit zwei mutig an und
erzielte durch Volkan Atalay nach 32 Minuten das 11:12 und somit die
erste TSV-Führung der Partie. Nun waren die Gastgeber jedoch alarmiert
und erhöhten das Tempo kurz. Der Führungswechsel und das 15:12 für die
HSG Böblingen/Sindelfingen 2 waren die Folge. An dieser Stelle zeigte
sich dann die Stärke des TSV in der laufenden Spielzeit, insbesondere
gegen Spitzenteams, auf Widerstände gezielt reagieren zu können und sich
somit nicht überrollen zu lassen. Die bis dato nicht stattfindende
Atalay-Kopp-Achse fand langsam besser ins Spiel und erzielte im Gegenzug
drei Treffer, die den erneuten Ausgleich bis zur 40. Minute bedeuteten.
Fortan gerieten die Gastgeber auch noch zusätzlich in Bedrängnis, da
sie sich einer Unterzahlsituation ausgesetzt sahen. Zwar erlosch das
Licht in der Halle nun für einen Moment; das sprichwörtliche Licht
jedoch ging noch für keines der beiden Teams aus. Im Gegenteil: Eine
erneut nervenaufreibende Schlussphase bahnte sich an. Mehrmals gelang es
der Schönaicher Offensive nun nicht, erneut in Führung zu gehen und die
große TSV-Schwäche, aus einer Überzahl heraus Tore zu erzielen, kam
erneut zum Vorschein, wenngleich dies auch dem Pech zuzuschreiben ist,
dass zunächst Michael Entzminger und dann Julian Wendlandt unglücklich
am Torgebälke scheiterten. So blieb es ein enges Spiel, indem die
Gastgeber immer wieder auf ein bis zwei Tore in Führung gingen, aber
prompt wieder vom TSV gekontert werden konnten. Zwischen der 48. und der
56. Minute konnten die Böblinger dann überhaupt keinen Torerfolg mehr
feiern und ließen gar drei Siebenmeter liegen, wovon der TSV jedoch
ebenfalls nicht entscheidend profitieren konnte. Eine von taktischen
Kniffen der beiden Trainer geprägte Schlussphase entwickelte sich nun
und mündete beim 20:20-Ausgleich durch Julian Wendlandt ins erneut
furiose Derby-Finale mit zwei verbleibenden Minuten, in denen wie
bereits in der Vorwoche alles passieren konnte. Die Gastgeber nutzten
ihren Angriff promt und setzten den ersten Akzent dieser Schlussminuten
zum 21:20. TSV-Coach Zeuschner entschied sich für eine Auszeit, die den
vielleicht letzten TSV-Angriff planen sollte. Die Maßnahme stellte sich
als Erfolg heraus, da der Angriff in einem Siebenmeter für den TSV und
dem erneuten 21:21-Ausgleich endete. Nun verblieb eine knappe Minute.
Auch diese sollte mit einer HSG-Auszeit eingeleitet werden, in der beide
Trainer ihren Teams nochmals das eigene Drehbuch für die letzten 60
Sekunden vorstellten. Doch die HSG überraschte, spielte seinen Angriff
trotz Zeitspiels nicht bis zum letzten Pass aus und traf zum 22:21 – die
Entscheidung? 17 Sekunden sollten dem TSV verbleiben, doch die Zeit
genügte diesmal nicht fürs Happy-End. Der TSV stand nach starker
Leistung mit leeren Händen da.
Auch zum Jahresabschluss zeigte der TSV, weshalb es für Zuschauer mit Herzschwäche nicht ratsam ist, den Spielen der Ersten Mannschaft der Schönaicher beizuwohnen. Eine packende Partie von der ersten bis zur letzten Minute, die diesmal leider nicht den gewünschten Ausgang, dafür aber jede Menge Unterhaltung und Spannung zu bieten hatte, ist gleichzeitig der letzte Auftritt des TSV im Jahr 2018. Gelingt es den Schönaichern, große Teile der Leistungen dieser Hinrunde auch im kommenden Jahr abzurufen und auf die mannschaftliche Geschlossenheit, die sich in den letzten Monaten entwickelt hat, aufzubauen, so dürfte es dem TSV baldestmöglich vergönnt sein, sich im Tabellenmittelfeld zu etablieren und weiter an Abstand auf die unteren Gänge zu gewinnen.
Es spielten: Ralf Hoffstadt, Marius Liegert (beide Tor), Julian Wendlandt (3), Paul Sitter, Mark Kniesz, Michael Entzminger (1), Julian Weck (2), Sven Gosheger, Patrick Ernst (1), Michael Kovacev, Pascal Block (4), Volkan Atalay (7), Christopher Kopp (2), Samuel Niebusch (1)