Es ist November und die Tage sind kurz und kalt, was den gesunden Menschenverstand dazu veranlasst, bevorzugt warme Räume aufzusuchen. Den gesunden Trainerverstand jedoch zieht es hinaus, in die neblige, dunkle Welt, ganz ungeachtet der Temperaturen und klimatischen Herausforderungen. So geschehen am vergangenen Donnerstag, als die TSV-Coaches André Niebusch und Rüdiger Probst das ,,Nullgradjoggen“ ins Handballerinnenvokabular ihrer Ersten Frauenmannschaft einführten. Während zur aktuellen Jahreszeit durchschnittlich jede zweite Nase schnieft und trieft, entschied sich das, stets neue Wege beschreitende, Trainergespann für eine, auf den ersten Blick unkonventionelle, Trainingsmethode, um die körpereigenen Abwehrkräfte zu stärken und den Spielerinnen den richtigen Umgang mit Widerständen zu lehren. „Wir wollen trotz unseres ausgezeichneten Saisonstarts und 10:2 Punkten einen kühlen Kopf bewahren“, ließ André Niebusch auf genauere Nachfrage vor dem Anpfiff verlauten. Wohl gewählte Worte, da das ,,Kühler-Kopf-Attribut“ selten in der bisherigen Saison so auf den Prüfstand gestellt worden war, wie an diesem Samstag gegen die Gegnerinnen vom TSV Ehningen, in der unterkühlten Schönaicher Sporthalle. Warf man vor dem Spiel einen Blick auf die Tabelle, so ließ sich auch getrost das Wort Spitzenspiel in den Mund nehmen, denn die Ehningerinnen lauerten mit nur einem Punkt Rückstand auf den TSV. Dieser Ausganslage waren sich die Gäste durchaus bewusst und gingen dementsprechend motiviert in die Partie, während es den Schönaicherinnen an Struktur und Biss zu mangeln schien. Die schmerzlichen Ausfälle der Leistungsträgerinnen Juliana Probst und Yvonne Wichert als Ursache heranzuziehen ist an dieser Stelle zwar legitim, greift aber zu kurz, da die TSV-Coaches trotz allem eine namhafte Startsieben aufs Feld schicken konnten. Mit den ersten 15 Minuten konnten André Niebusch und Rüdiger Probst auch noch einigermaßen zufrieden sein, jedoch folgte nach einem permanenten Führungswechsel in der Anfangsphase nach jener Startviertelstunde ein Bruch im TSV-Spiel, dessen Konsequenzen die Schönaicherinnen im gesamten Spiel nicht mehr reparieren konnten. Hatte man durch Monika Ragusa noch zum 6:6 ausgleichen können, schlichen sich nun diverse Unkonzentriertheiten ins TSV-Spiel ein und die Schönaicherinnen konnten zu oft nur zusehen, wie es den Gästen aus Ehningen gelang, die Abwehr ein ums andere Mal zu knacken. ,,In der Phase hat mir überhaupt nicht gefallen wie wir uns hängen gelassen haben. Anstatt bei einem Vier-Tore-Rückstand weiter Handball zu spielen, stellen wir unser Spiel weitestgehend ein und machen dazu noch zu viele technische Fehler“, resümiert André Niebusch nach Abpfiff und trifft damit den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf. Über ein 6:10 konnten die Gäste konsequent weiter ihre Führung ausbauen und bis zum 8:15 davonziehen. Viel zu selten konnten die Schönaicherinnen dagegen, vorn Akzente setzen und kamen mit dem 5-1-Abwehr der TSV-Namensvetterinnen überhaupt nicht zurecht. Dass vor der Pause dann doch noch etwas Moral gezeigt wurde und die beste Schönaicher Schützin Nathalie Krauß (6 Treffer), sowie Nadine Kreuzer und Monika Ragusa zum 11:16-Pausenstand verkürzen konnten, war fast noch die beste Nachricht der ersten 30 Minuten. Doch auch Halbzeit zwei zeigte wenig Besserung. Das aus der ersten Hälfte gewohnte Bild setzte sich fort und die Gäste ließen keine Zweifel mehr daran aufkommen, dass der bessere TSV an diesem Tag aus Ehningen angereist war. Mit 21:30 unterlagen die Schönaicherinnen im Endeffekt klar gegen die Bezirksklasse-Absteiger der Vorsaison, deren selbstverständliches Saisonziel dementsprechend auch der direkte Wiederaufstieg ist. Nach den starken Leistungen der bisherigen Spielzeit kann der TSV Schönaich es aber durchaus als seinen Anspruch verstehen, den Ehningerinnen im Rückspiel mehr Paroli zu bieten als an diesem 17. November.
Aus den gejagten TSV-Damen werden nun also wieder Jägerinnen – eine Rolle in der man sich vielleicht etwas wohler fühlt, wenn es am kommenden Samstag direkt zum nächsten Kreisliga-Kracher kommt und es zu den neuen Tabellenführerinnen nach Rutesheim geht. ,,So wie gegen Ehningen dürfen wir uns nicht nochmal präsentieren“, stellt ein ebenfalls unzufriedener Rüdiger Probst abschließend fest. Die Fans der Handballfrauen des TSV Schönaich dürfen gespannt sein, welche Kniffe und Trainingsmethoden sich das Trainergespann Probst-Niebusch in der kommenden Trainingswoche einfallen lässt, um die gekühlten Köpfe der Spielerinnen wieder aufzurichten und in die Spur des Erfolges zurückzufinden.
Es spielten: Daniela Kühn (Tor), Melanie Russ (3), Sarah Mezger, Saskia Baumert, Annika Mezger, Monika Ragusa (5), Alicia Gorse (2), Annemarie Horak (2), Nathalie Krauß (6), Anna-Maria Wichert, Wiebke Ringels (1), Nadine Kreuzer (2), Yvonne Frank