Einen Monat, nachdem sich der TSV in einem dramatischen Schlussakord bei der HSG Schönbuch 2 noch zum Klassenerhalt in der Bezirksliga retten konnte, startete in Schönaich die Vorbereitung auf die kommende Saison und die ersten zwei Wochen Training sind bereits absolviert. Rund zwei Monate hat der neue TSV-Coach Klaus Wanner nun noch dafür Zeit, seine Vorstellungen in die Köpfe der Spieler zu bekommen. Der ausgewiesene Defensiv-Fachmann weiß dabei in den ersten Trainings durch eine akribische Arbeitsweise zu überzeugen, die auch sichtbar auf die Freude der Spieler am Training und die Bildung einer gefestigten Einheit abzielt. Ob auch der neue TSV-Trainer Spaß an den ersten Einheiten hatte? Wir haben mit einem vorfreudigen Klaus Wanner gesprochen, der Lust an der Rückkehr auf die TSV-Bank hat und für die Schönaicher eine schwierige Saison bevorstehen sieht.
Presse (P): Hallo Klaus, herzlich Willkommen beim TSV Schönaich. Wie hast Du die ersten Trainingseinheiten erlebt?
Klaus (K): lacht – Also erstmal bin ich positiv davon überrascht, wie die Jungs mitziehen. Die Beteiligung ist trotz der warmen Bedingungen hervorragend. Trotzdem stellt sich die Aufgabe schwieriger dar als ich es erwartet hätte.
P: Inwiefern?
K: Wir haben durchaus Defizite in den Grundübungen. Laufen, passen, fangen, umschalten auf Tempo-Handball. Insgesamt liefen die ersten Trainings aber sehr, sehr positiv.
P: Zusätzlich zu den rund 20 „Ur-Schönaichern“, mit denen Du arbeiten wirst, konntest Du auch zwei Ex-Schützlinge von Dir überzeugen, die Vorbereitung beim TSV mitzumachen. Was erwartest Du von den beiden?
K: Dass die Roy-Brüder aus Nebringen zu uns stoßen hat sich durch Zufall ergeben. Beide kenne ich auch privat. Sie sind fertige Spieler, wollen nach längerer Pause wieder Handball spielen und werden uns mit Sicherheit unterstützen. Eventuell stößt auch noch ein dritter Neuling dazu.
P: Das heißt, dass Du Dich auch weiterhin nach potentiellen Verstärkungen umschaust?
K: Bislang habe ich nicht aktiv die Fühler ausgestreckt, weil ich mir zuerst ein Bild vom jetzigen Kader machen wollte. Der Plan ist aktuell, dass ich das auch nicht tun muss und mit dem arbeiten werde, was nun da ist. Wenn weitere Spieler von sich aus dazu bereit sind, uns zu unterstützen, werden wir uns das natürlich anschauen.
P: Für Dich ist es bereits die zweite TSV-Amtszeit. Wie ist es, nun zurückzukommen?
K: Es ist sogar schon meine dritte Amtszeit. Angefangen habe ich beim TSV Ende der 90er, weil die Mama vom Nico Kuppinger mich dazu überredet hat, noch als aktiver Spieler die Frauenmannschaft zu übernehmen. Anschließend habe ich meine Trainerscheine und die B-Lizenz gemacht. Dann bin ich zu den Männern beim TSV gekommen. Nun wurde ich wieder aus Schönaich gefragt, ob ich helfen kann. Insofern schließt sich für mich auch gewissermaßen ein Kreis.
P: Wie hast Du die Schönaicherinnen und Schönaicher als Fans auf der Tribüne in Erinnerung?
K: Damals war die Halle teilweise brechend voll. Ausgezogene Tribünen bei Derbys. Gigantische Unterstützung von der Tribüne. Die Schönaicher Fans haben ein sehr gutes Handballverständnis und sagen dir klar, was in ihren Augen gut läuft und was nicht. Das macht sie zu einem sehr ehrlichen, aber auch kritischen Publikum.
P: Spannend wird sein, wie begeisterungsfähig die TSV-Anhängerschaft in der kommenden Saison sein wird. Die Liga ist ja deutlich schwieriger geworden als im letzten Jahr. Mit Böblingen 2, Herrenberg 2 und Reutlingen kommen gleich drei Teams aus der Landesliga herunter. Steht dem TSV vielleicht die schwerste Saison seit dem Wiederaufstieg bevor?
K: Da gehe ich davon aus, ja.
P: Das heißt, dass sich alle Schönaicher auf eine weitere Saison Abstiegskampf einstellen müssen?
K: Nicht zwangsläufig, nein. Mit diesem Kader und wenn die Mannschaft weiterhin so gut mitzieht, denke ich, dass ein guter Mittelfeldplatz durchaus möglich ist. Ein Selbstläufer wird das allerdings nicht. Du hast die neuen Teams aufgezählt, das sind alles starke, gestandene Mannschaften. Aus diesem Grund müssen wir auch einen anderen Handball spielen als vielleicht in den Vorjahren. Und umso mehr brauchen wir dann natürlich auch die Fans.
P: Nur wenige aus Deinem Kader haben Dich bereits früher einmal als Trainer erlebt. Wie würdest Du Deinen Stil auf der TSV-Bank im Spiel beschreiben?
K: Ruhig und sachlich. Ich werde Spielern nie direkte Vorwürfe machen. Wir sprechen Fehler in der Mannschaft und im Training an und versuchen so, besser zu werden. Ich bin auch nicht der Trainer, der im Spiel ausflippt und reihenweise Strafen auf uns zieht. Ich hole mir immer meine gelbe Karte ab, um zu schauen, wie weit ich bei den Schiedsrichtern gehen kann. Danach ist Schicht im Schacht. Ich will ein sauberes sportliches Bild nach außen abgeben.
P: Was sind Deine größten Erfolge als Trainer?
K: lacht – Ich war 26 Jahre aktiv und habe Erfolge immer daran gemessen, die einzelnen Spieler und das Team als solches zu entwickeln. Mit den Schönaicher Frauen bin ich am Anfang gleich mehrere Male aufgestiegen. Später bei den Männern habe ich mit Nebringen/Reusten nur knapp den Aufstieg in die Landesliga verpasst. Mit der weiblichen A-Jugend in Herrenberg habe ich einmal unsere Landesliga-Staffel und die anschließenden Platzierungsspiele unter den einzelnen Staffelsiegern gewonnen. Viel wichtiger ist es mir aber, die einzelnen Spieler weiterzubringen und dass sich das Mannschaftsgefüge nach außen hin gut darstellt. Ich bin ein offener, lustiger Typ, mit dem man auch mal Quatsch machen kann. Disziplin und individuelle sportliche Weiterentwicklung stehen bei mir über den letztlichen Tabellenplätzen. Daher ist es mir auch wichtig, dass sich jeder Spieler mit dem gesamten Verein identifiziert und auch zwischen den einzelnen TSV-Teams ein intaktes Vereinsleben existiert.
P: Warst Du auch ein guter Spieler?
K: Ich hatte immer eine gute Übersicht und war ein kompletter Spielmacher. Später habe ich dann auch Linksaußen und Kreis gespielt.
P: Du hast letztes Jahr bereits einige TSV-Spiele gesehen. Was lief schon gut und woran willst du ansetzen?
K: Die Reduzierung der technischen Fehler und der verworfenen Bälle steht ganz oben auf meiner Liste. Wir wollen von hinten raus ein klares Konzept, schnelleren und dynamischeren Handball spielen. Und vor allem: Mein Steckenpferd ist die Abwehr. Da müssen wir deutlich besser werden.
P: Du hast vorher einen „anderen Handball als in den Vorjahren“ erwähnt. In den ersten Einheiten war von Dir immer wieder das Wort „Express-Handball“ zu hören. Was stellst Du Dir darunter vor?
K: Ich will einen Handball sehen, der von hinten raus abgeht wie ein ICE. Bei der Ballgewinnung gehen wir in Richtung gegnerisches Tor mit einem Tempo-Hanbdall, den man in der Bezirksliga auch erwarten sollte.
P: Du hast einige Jahre als Trainer pausiert.
Was hat dich an der Aufgabe gereizt, jetzt beim TSV ein weiteres Mal als Trainer anzufangen?
K: Nico [Kuppinger] hat mich über einen längeren Zeitraum immer wieder angesprochen und mir Lust darauf gemacht, auch wieder ins Handball einzusteigen. Als sich in diesem Sommer konkret die Möglichkeit ergeben hat, habe ich ja gesagt.
P: Was machst Du, wenn du gerade nicht auf dem Trainingsplatz oder an der Seitenlinie stehst?
K: Ich denke, das wissen die meisten. Ich sitze entweder bei meiner Frau oder auf dem Hochsitz. – grinst
P: Klaus, wir danken Dir für das Interview.
K: Ich danke Euch.